Teil 7 Saitenlage bei nach oben gebogenem Hals behelfsmäßig korrigieren

 

Ich habe schon manche Gitarrenlaute in die Hand bekommen, bei der 70 und mehr Jahre lang die Original-Metall-Saiten unter Spannung aufgezogen blieben. Das Resultat ist oft ein verzogener Hals, der der Saitenspannung nachgibt und einen leichten Winkel zu dem Korpus bildet. Die Saiten haben über dem 9. Bund (da befindet sich meist das Ende vom Hals und der Beginn vom Korpus) einen Abstand vom Griffbrett, der 1 cm und mehr sein kann. Ein solches Instrument ist nicht mehr bundrein und kaum spielbar. Eine Reparatur ist eigentlich nur möglich, wenn man Hals und Korpus trennen und neu zusammenfügen würde. Das ist sehr harte Arbeit mit ungewissem Ausgang. Ich stelle hier einen Notbehelf vor, der manchmal einige Millimeter bringt.

 

Ich schleife den Steg so weit wie möglich ab. Das Maximum ergibt sich daraus, dass der höchste Punkt des Stegs, über den die Saite läuft, minimal höher liegen muss als der Punkt, an dem die vom Steckerchen gehaltene Saite in der Decke verschwindet (Bild 14). Notfalls kann man um die vorhandene Öffnung für die Stecker eine kleine Mulde schleifen, so dass der Eintritt der Saite in den Korpus tiefer liegt (Bild 13). Um beim Benutzen der Schleifmaschine den Steg nicht zu viel abzutragen und um die Instrumentendecke nicht versehentlich zu verletzen, klebe ich mit doppelseitigem Klebeband einen Abstandshalter gegen den Steg und schütze die Decke durch Hartplastik. Die Fotos zeigen die verschiedenen Vorgänge:

 

1, 2 beim Peilen über die Decke sieht man den nach oben gebogenen Hals.

 

3, 4 ein über Steg und Sattel gelegtes Lineal zeigt den zu großen Abstand.

 

 

 

3, 4  ein über Steg und Sattel gelegtes Lineal zeigt den zu großen Abstand.

 

 

5 gleich danach zeigt das bescheidene Resultat nach dem Abtragen der Steghöhe.

 

 

6, 7, 8, 9 die Schutzmaßnahmen

 

 

10, 11 der Schleifvorgang

 

 

12, 13, 14, 15 den bearbeiteten Sattel

 

 

Teil 8 Risse in der Decke

 

Noch ein Wort zu den Rissen in der Decke. Anders als heute sind die Decken nicht aus Sperrholz, sondern massiv. Sie reißen mit den Jahrzehnten. Eine aufwendige Möglichkeit, sie zu reparieren, die sich dennoch lohnt, ist, das Schall-Loch mit einem ganz dünnen Sägeblatt auszusägen (s.o.) so dass man mit der Hand durch es hindurch auf die Rückseite der Risse dünne gesperrte Holzplättchen leimen kann. Das ist eine sehr gute Methode. Die Fuge bleibt in der Regel sichtbar. Auf ihr verreibe und in sie drücke ich (am besten mit der Fingerkuppe) Holzleim, dem ich mikroskopisch kleinen Holzstaub (aus dem Auffangsack des Schleifers) beimische.