AMÓL IS GEWESEN Jiddische Lieder und Texte

 

 

Das heutige Deutsch und das Jiddische wurzeln in einem sprachlichen Erbe, denn das vor dem zweiten Weltkrieg von mehr als 10 Millionen gesprochene Jiddisch ist nichts anderes als das "Deutsch" der seit dem 13. Jahrhundert nach Osteuropa vertriebenen deutschen Juden, das dort - in fremder Umgebung und isoliert vom übrigen deutschen Sprachraum - eine eigene Weiterentwicklung durchlief. Das Gerüst der Sätze ist immer deutsch, sinntragende Wörter aber stammen oft aus dem Hebräischen oder aus slawischen Sprachen.

Vor dem Geiste der Zuhörer entsteht das osteuropäische Städtl mit seinen Heiratsvermittlern, seinen kleinen Handwerkern, mit den verliebten Maidlech und den Studenten mit Schläfenlocken, die einzig wegen ihrer Gelehrsamkeit als Bräutigam begehrt waren. Da lacht man über die zu ehrgeizigen Eltern, die in ihrem Geige spielenden Jüngelech gleich einen Virtuosen sehen wollen, und spöttelt über die naiv gläubigen Anhänger der chassidischen Rabbiner.

Die Freude an den Festen und Feiern des Städtl teilt sich uns mit, aber auch Trauer bei dem Gedanken, dass diese Welt des osteuropäischen Judentums für immer ausgelöscht wurde